Ortschronik von Goldlauter


Mit der Entdeckung von Erzen um die Wende des 15. Jahrhunderts entstand der Name Goldlauter. Man glaubte Gold zu finden, doch einen Beweis dafür gibt es nicht. Stichprobenartige Überprüfungen einiger Erzgänge -Silber- und Kupfervorkommen - versprachen einen lohnenden Abbau und kamen den Interessen der Landesherren entgegen. Deshalb wurde den Bitten der Ansiedler, sie mit einem Platz für ihre Behausung und mit einigen Freiheiten zu begnaden, vom Grafen Wilhelm IV. von Henneberg, entsprochen. Menschen strömten herbei, um das rote Gold und das schimmernde Silber zu bergen. Silber wurde reichlich am Rosenberg und in der Hirschzunge gefunden. Mit dem Bau der ersten 6 Häuser wurden auch Mühlen, Hütten und Pochwerke errichtet. In kurzer Zeit vergrößerte sich die Zahl der Einwohner und damit auch das Klopfen, Hämmern und Stampfen.

Vieles, was sich in Goldlauter ereignete, wurde in der Kirchenchronik niedergeschrieben. Auch die Kirchenbücher tragen einiges dazu bei, daß man sich ein Bild von den Vorfahren amchen kann. Links sind 2 Kirchenbücher (um 1600 und um 1800) abgebildet.


Schon 1519 informiert Georg Emes, Amtmann im Dienste der Henneberger, den Grafen Wilhelm IV. von Henneberg, über abbauwürdige Silbervorkommnisse im Goldlautertal. Viele Bergleute suchten hier nach Lohn und Brot.
30.11.1546 Erlaß der Bergfreiheit für Goldlauter durch Wilhelm IV. Graf und Herr zu Henneberg
1550 Mit dem Bau einer kleinen Kirche wird eine Pfarrstelle eingerichtet.
1559 erhält der Suhler Schultheiß Geyer einen Lehnbrief vom Grafen über Haus, Hof und Feld in Goldlauter.
1604 wird eine "neue" Schule errichtet, eine kirchliche gab es schon. Der erste bekannte Lehrer um 1620 hieß Jörg Heym.
1606 Am 4.7. dieses Jahres kommt in der Dürren Lauter auf fürstlicher Jagd der 20jährige Kaspar Kümmel aus Stepfershausen ums Leben. Johann Georg I. wollte aus Übermut dem Treiber den hohen Hut vom Haupt schießen, traf ihn aber in den Kopf.
1618/1619 Sechs Frauen aus Goldlauter werden am Sehmar bei Suhl als Hexen verbrannt, eine Beschuldigte verstirbt im Gefängnis.
1635 Im März dieses Jahres hat der Feind, die Kroaten, eine starke Wache allhier gehalten, einer hat unter dem Zeiger durch den Kirchturm geschossen. Die Erwähnung dieser Tatsache als besonderes Vorkommnis dürfte beweisen, daß Goldlauter keine schweren Kriegsschäden erlitt. Dafür spricht auch die Tatsache, daß der Ort bereits 1634 bei der Zerstörung Suhls viele Flüchtlinge aufgenommen hatte.
1635 In Goldlauter sterben insgesamt 33 Einwohner, darunter erstmals welche an der Rothen Ruhr und an der Pest.
1639 Im Frühjahr rauben schwedische Reiter die gesamte Kuhherde des Ortes. Während der Verfolgung des Kriegsvolks gebärt Rebecca Schübel einen Sohn auf dem Felde.
1682 Dreiviertel der erwachsenen männlichen Einwohner arbeiten zu dieser Zeit als Köhler.
1706 Das Gesuch zur Gründung von Heidersbach wird durch den Herzog von Sachsen-Naumburg genehmigt. Im Nordischen Krieg passieren schwedische Truppenteile Goldlauter auf dem Weg nach Suhl. Sie beschlagnahmen Bier und Branntwein. Verpflegung und Futter müssen an das Amt geliefert werden. Danach erlebt der Ort die Einquartierung der auf kaiserlicher Seite kämpfenden Sachsen für mehrere Wochen.
1709 Mit dem Zuzug von vier Friedrichrodaer Bleichern wird in Heidersbach Spinnen, Weben und Bleichen als Erwerbszweig für viele Bewohner bedeutsam. 1836 gibt es noch 28, 1840 noch 19, 1844 erlischt dieses Gewerbe.
1770/1772 Im Gefolge des siebenjährigen Krieges herrscht große Teuerung im ganzen Land. Die Preise für Getreide steigen zuletzt auf das Neunfache. Die Todesfälle im Jahr 1772 in Goldlauter betragen das Viereinhalbfache normaler Jahre.
1776/1780 Goethes Tagebuch:
-am 8. Mai 1776 "Über den Finsterberg nach Suhl" nach Stützerbach zurück, zurück nach Ilmenau
-am 6. September 1780 eine Notiz im Tagebuch "Es geht auf Goldlauter und auf den Schneekopf"
-am Abend des 7. September 1780 Wir sind auf die hohen Gipfel gestiegen und in die Tiefen der Berge gekrochen. Auf dem Schneekopf ist die Aussicht sehr schön, bin vergnügt über die weiten Aussichten, die sich hier auftun.
1808/1813 Da der sächsische Landesherr mit Napoleon im Bündnis steht, werden für dessen Kriege allein im Ortsteil Goldlauter 78 Männer rekrutiert. Im April übernachten im Dienste Napoleons stehende hessische und badische Hilfstruppen in Goldlauter. Der Dorfschulze Zacharias Günther wird mißhandelt, weil keine Zugtiere als Vorspann der Truppen über den Rennsteig zur Verfügung stehen. Die Einwohner spannen sich selbst vor die Wagen und ziehen sie hinauf zum Mordfleck. Die Frauen tragen Tornister der Soldaten. Am 28.10. nehmen Kosaken, die den geschlagenen Napoleon verfolgen, in Goldlauter Quartier.
1836 wird die zweite Lehrerstelle eingerichtet. Mit der Industrialisierung in Suhl und Zella-Mehlis wächst die Einwohnerzahl. 1860 werden die dritte und 1882 die vierte Lehrerstelle eingerichtet.
1845 Verdienstausfall und Mißernten führen zur Armut der Einwohner. Sie greifen zur Selbsthilfe. Es werden im Wald Holzschläge und Kohlenbrennereien angelegt. Es kommt zu Auseinandersetzungen mit Förstern und Steuereintreibern. Der Oberförster Pfeifer wird in Suhl aus dem Hotel "Deutsches Haus" geholt und verprügelt, weil er den Lohnzahlungen nicht nachgekommen ist.
1847/1848 Infolge einer großen Teuerung werden Auswanderungen nach Amerika registriert. 1850 wandern 13, 1852 6 Personen aus Goldlauter nach Amerika aus und von 1848 bis 1864 insgesamt 18 Familien und 15 ledige Leute aus Heidersbach.
1848 Im Revolutionsjahr erfolgt die stärkste Erhebung innerhalb des Kreises in Goldlauter. Der selbstherrliche Schulze tritt zurück, Landrat und Forstmeister aus Schleusingen kommen im April zu Verhandlungen in den Ort, und am 25.9. ziehen die Holzhauer nach Suhl, um ihre Forderungen durchzusetzen. Im November rückt dann eine Kompanie des 71. Regimentes in Goldlauter ein, um die alten Zustände wieder herzustellen.
1868 Seit 1868 arbeitet ein großer Teil der Bevölkerung in der neu errichteten Porzellanfabrik im Suhler Ortsteil Lauter, ein anderer Teil arbeitet in der metallverarbeitenden Industrie von Suhl und Zella-Mehlis. Im Orte selbst finden sich neben Köhlern, Holzhauern und Handwerkern nur noch einzelne Glasbläser.
1.4.1883 Goldlauter erhält eine Postagentur.
1912 In Goldlauter wird eine Postagentur eingerichtet, Betreiber ist der Lehrer Hermann Thauß. Die Hochdruckwasserleitung wird in Betrieb genommen. Bis dahin gibt es schon ein gut funktionierendes Leitungssystem mit Holzröhren und Brunnen. Im gleichen Jahr erfolgt der Anschluß an das Stromnetz.
1918 Der erste Weltkrieg ist beendet. Ihm fielen von Goldlauter-Heidersbach 67 Menschen zum Opfer.
1919 Um ausreichende Flächen für den Ackerbau zu gewinnen, wird der Bocksberg abgeholzt und gerodet.
1920 Die Reichswehr, die das Suhler Rathaus besetzt hielt, mußte sich nach mehrstündigem Kampf den Arbeitern, die auch einen Panzerwagen einsetzten, ergeben. Einwohner unseres Ortes sind hierbei und auch an der Einnahme von Gotha beteiligt.
1924 Die Durchgangsstraße Suhl-Goldlauter-Heidersbach-Struth wird dem Verkehr übergeben.
1927 Die elektrische Straßenbeleuchtung wird gebaut. Ab Dezember bringt ein regelmäßiger Omnibusverkehr nach Suhl und Zella-Mehlis der Bevölkerung eine große Erleichterung.
1932 Im Zuge der Weltwirtschaftskrise, die sich seit 1928 ankündigte, erreicht die Arbeitslosigkeit etwa 75% und damit ein katastrophales Ausmaß.
1933/34 Beginn der Nazi-Diktatur
- Verbot aller sozialdemokratischen Schriften
- Neuwahl der Gemeindevertretung
- Verhaftung des alten Gemeindevorstehers
- Einsatz eines nationalsozialistischen Bürgermeisters
1934 Bruchlandung eines Flugzeuges auf den Schopfewiesen (Mundartgedicht von Albert Kehr)
1.4.1938 Der Zusammenschluß der Gemeinden Goldlauter und Heidersbach wird angeordnet.
1945 Der 2. Weltkrieg ist beendet. Die Gemeinde trauert um 150 gefallene und vermißte Einwohner. Die inhaftierten SPD- und KPD-Mitglieder werden befreit und kehren zurück. Reinhold Kleinlein war im KZ Buchenwald inhaftiert. Seine Weltanschauung mußte er mit seinem Leben bezahlen.
- Einmarsch der Amerikaner
- Schußwechsel mit deutschen Soldaten
- Vergeltungsschießen der Amerikaner am späten Nachmittag des 4. April. Das traurige Ergebnis waren 4 Tote (2 Kinder und 2 Erwachsene) und erheblicher Sachschaden im Unterdorf und der Heidersbacher Straße (Brache)
Im Juli verließen die Amerikaner Thüringen, und die sowjetische Armee besetzte auch Goldlauter-Heidersbach. 13 ehemalige NSDAP-Mitglieder wurden inhaftiert. Vier davon kehrten zurück. Die Gemeinde nimmt nach Bombenopfern nun auch 60 Familien aus den ehemaligen Ostgebieten auf.
1946 - Wiederaufnahme der Busverbindungen für den Berufsverkehr nach Suhl und Zella-Mehlis
- Vereinigungsversammlung der Ortsgruppe KPD und SPD zur SED
1952 Durch den FDGB Feriendiest kommen die ersten Urlauber nach Goldlauter.
1959 Der Ort zählt am 2.7.1959 2929 Einwohner.
- Aufbau der polytechnischen Oberschule und Eröffnung des Schulhortes
- In vielen tausend freiwilligen Arbeitseinsätzen wurden in unserer Gemeinde Einrichtungen und Sportstätten geschaffen, auf die unsere Einwohner heute noch stolz sind (z.B. Arztpraxen, Kindergarten, Feuerwehrgerätehäuser, Wasserversorgung, Sportstätten und Waldbad, um nur einige zu nennen). Heftige Diskussionen und Ärger gab es beim Anlegen und Betreiben der Mülldeponie. Von staatlicher Seite wurde in den 60er und 70er Jahren mit dem Bau des Flugplatzes und der Kaserne begonnen. Auch der spätere Bau der Justizvollzugsanstalt fand keine Sympathie bei der Bevölkerung.
1.4.1979 Die Gemeinde Goldlauter-Heidersbach verliert ihre Eigenständigkeit, sie wird Ortsteil der Stadt Suhl (gleichzeitig mit Mäbendorf).
1980 Das letzte bergbauliche Denkmal, die Kaspershöhle im Pochwerksgrund, wird aus sogenannten "Sicherheitsgründen" gesprengt.
1982/83 Nach jahrzehntelangem Ringen um eine neue Schule, wird auch dieses Kapitel mit der Übergabe des Schulneubaues - Breites Feld 1982 abgeschlossen.
1995 Verleihung des Titels "Staatlich anerkannter Erholungsort"
15. Juni 2001 Die letzte Poststelle in Goldlauter/Heidersbach wird geschlossen.
2003 Da immer weniger Kinder in Goldlauter (und Suhl) geboren werden, soll die Schule dicht gemacht werden. Nach massivem Protest wird beschlossen, die Schule zunächst als Jenaplan-Schule fortzuführen.
2003 Die Arbeitslosigkeit beträgt ca 30%. Die Jugend haut in den Westen ab. Die Einwohnerzahl Suhls hat sich von 1990 bis 2004 von 56.000 auf 41.000 reduziert. Große Depression macht sich breit.

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